Auf geht’s! Die nächsten sechs Monate verbringen wir jeden Dienstag von 13.30 bis 15.00 Uhr mit 15 Schülerinnen der Klassen 5 bis 7 und lernen Natur und Technik besser kennen. Noch alle still, aber neugierig auf ihren Plätzen und warten gespannt, was eigentlich auf sie zukommt. Nachdem wir uns auf ein herzliches „Moin, Moin!“ als Begrüßung einigen, kommt auch schon Schwung in den Kunstraum. Luise Lübke von der Architektur und Bauschule BAUKASTEN übernimmt die Leitung.
Stühle werden zur Seite und Tische in die Mitte gerückt. Gemeinsam setzen wir uns in einen Kreis. Was ist eigentlich Architektur? Ein kleiner Schaumball wird von Schülerin zu Schülerin geworfen und jede darf zu dem Begriff mal ihre Assoziationen und Gedanken äußern. Zaghaft und dann immer energischer und kreativer nennen die Schülerinnen unterschiedlichste Worte und Ideen, sie benennen Formen, Materialien und kennen sich auch mit der Planung von Gebäuden schon ein wenig aus. Spätestens als der Begriff ‚Grundriss‘ fällt, zeigt sich Luise Lübke von dem Vorwissen der Mädchen beeindruckt. Somit kann es auch gleich ans Eingemachte gehen. Im Sinne des Zitats von Architektur- und Stadtplanungskritiker Ulrich Conrad „Architektur ist Material in eine Form gebracht, die als plastischer Baukörper einen Innenraum vom Außenraum trennt. Zu dem Zweck, dass wir in und mit diesen Räumen leben können“ sollen die Schülerinnen mit Ton einen Raum gestalten.
Den Außenraum stellt hierbei nichts Geringeres als die Zeitung dar, welche die Schülerinnen als Schutzunterlage nutzen. Mit dem Ton soll nun ein Innenraum von dem Außenraum begrenzt werden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Jegliche Schüchternheit ist inzwischen abgelegt und es wird angeregt diskutiert. Die Schülerinnen tauschen sich über ihre Ideen aus während sie beherzt auf dem Ton rumklopfen, um ihn weich zu machen.
Mareike hat sich entschlossen, ein Haus im griechischen Stil zu kreieren. Das erkennt man gut an den Säulen und sogar eine Garage findet neben dem Wohnhaus Platz. Rabea hingegen baut ein rundes Häuschen. Sie rollt einzelne lange wurmähnliche Tonstücke und stapelt diese kreisförmig aufeinander. Ein wenig erinnert das Häuschen an ein Iglu oder noch eher an Lehmhäuser aus Afrika. Eine der Schülerinnen liebt es Trampolin zu springen, da liegt es ja nahe, dass sie eine Sporthalle baut. Ihre Sitznachbarin konstruiert ein Labyrinth. An anderen Tischen entstehen einzelne Zimmer, schöne kleine Wohnhäuser bis hin zu modernen Smartphone-Häusern.
Am Ende der ersten Stunde schauen wir uns gemeinsam einige der Häuser genauer an. Die frisch gebackenen Hobby-Architektinnen dürfen ihre Modelle präsentieren und die Ideen dahinter erläutern. Zu diesem Anlass hat Luise Lübke vorsorglich kleine Figuren aus Ton geknetet, die sie nun in die Häuser einziehen lässt. Die unterschiedlichen Größen der Figuren lassen die Proportionen der Häuser variieren.
Neben der größten Figur wirkt zum Beispiel eines der Gebäude wie ein Einzimmerappartement, neben der kleinsten Figur hingegen wie eine Große Ausstellungshalle. Proportionen bestimmen also die Funktionalität unserer Modelle.
Mit einem interessanten Ausblick auf kommende Woche schließt Luise Lübke die erste Stunde und die Schülerinnen verlassen den Kunstraum mit viel Vorfreude. Sie werden nächste Woche superpünktlich sein, versprechen sie, denn wir wollen Beton gießen, Fachwerk erstellen und einiges Andere mehr.
Claudia Sobich ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und für die Wissenschaftskommunikation im SFB 1232 zuständig.
Bildquellen
- Konzentriertes Arbeiten: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Häuser aus Ton: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Wie sind die Proportionen? Wer kann hier einziehen?: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Claudia Sobich: SFB 1232 / Maria Hilken
- Luise Lübke fachsimpelt mit den Mädchen über Architektur: SFB 11232 / Claudia Sobich