Die Sommerferien sind vorbei. Heute ist endlich wieder Projektzeit. Alle sind vollzählig und 28 Augenpaare blicken uns erwartungsvoll an. Ich habe heute meine Kollegin Christina Plump aus dem Teilprojekt P02 dabei. Sie ist Mathematikerin und Informatikerin und hat gemeinsam mit dem Mathelehrer Markus Leuschner das nächste Lernmodul vorbereitet: Wie funktioniert ein Computer?
Und ich freue mich wahrscheinlich am allermeisten auf dieses Modul, so kann ich nämlich hoffentlich meine persönlichen Verständnislücken über den Computer auch endlich schließen. Außerdem ist heute Kenneth Schmitz mit im Boot. Kenneth ist ein ehemaliger Kollege aus der Arbeitsgruppe Rechnerarchitektur der Uni Bremen. Nach seiner Promotion ist er zu einer Bremer Firma in der Nähe des Campus gewechselt, aber der Kontakt zu den ehemaligen Kolleg*innen hält und so hat Christina ihn angesprochen, ob er nicht mitmachen könnte. Und er kann und will großartigerweise.
Die Stunde beginnt damit, dass alle auf ein DIN-A-4-Blatt zeichnen sollen, wie sie sich eigentlich einen Computer von Innen vorstellen. Ein paar Minuten wird intensiv gezeichnet, dann sammeln wir die Bilder ein. Am Ende des Modules werden wir das wiederholen und sind gespannt darauf, wie sich die Bilder dann verändert haben.
Wir haben heute ein paar alte Rechner dabei und die nächste Aufgabe lautet: „Aufschrauben, bitte!“. Wir wollen gemeinam im wahrsten Sinne des Wortes mal Licht ins Dunkel bringen und dort nachschauen, wo wahrscheinlich sonst nur diejenigen hinblicken, die Rechner bauen und die, die sie beim Recycling trennen – ins Innerste des Computers. Welche Komponenten da wohl drin sind? Und wie die wohl verkabelt sind? Wir hatten ja letztes Jahr mit den Arduinos gearbeitet und an den Bildern, die eben gemalt wurden, erkennt man, dass sich viele Schüler*innen das Innenleben des PCs auch so vorstellen. Jetzt wird aber nicht lange gezögert. Schon wird ausgelost, wer zuerst an die Schraubedreher darf.
Die anderen in den Tischgruppen bekommen die Tablets für eine Recherche. Alles, was aus dem Rechner gelöst wird, wird untersucht, eingeordnet und dann wird im Internet nachgesehen, welche Informationen dazu gefunden werden. Jede Tischgruppe hat aber eine Komponente auch zugeordnet bekommen, über die sie am Ende der Stunde berichten soll.
Eines der Mädchen informiert mich noch darüber, dass sie Angst hat, den Schraubendreher in die Hand zu nehmen. „Ich könnte ja was kaputt machen?“, befürchtet sie und blickt mich fragend an. Ich lächle sie an und warte einfach einen Moment. Dann kommt sie selber drauf. „So’n Quatsch!“, sagt sie kopfschüttelnd über sich selber und greift zum Schraubendreher. Das passiert auch in unserer Klasse immer mal wieder, dass irgendwer ein wenig ängstlich ist im Umgang mit Technik und sich das erstmal nicht zutraut. Aber inzwischen wird den meisten schnell bewusst, dass wir ja genau deswegen diesen Unterricht machen: Damit man mal was ausprobieren kann, was einem sonst so im Alltag eher nicht möglich ist. Etwas später schraubt auch diese Schülerin begeistert am Computer herum.
In allen Gruppen wechseln sich die Recherche- und Schraub-Teams ab.
Und auf den Tischen häufen sich die ausgebauten Komponenten, so heißen die Teile des Computers. Es wird gerätselt, was das Netzteil, der Prozessor, die Festplatte oder die Grafikkarte sein könnte. Die ersten Fragen kommen, ob man denn die Komponenten mit nach Hause nehmen könnte. Wir stimmen uns kurz ab und machen eine Einschränkung: Die Festplatten entsorgen wir selber. Datenschutz! Kenneth erklärt das kurz und gibt auch den Hinweis raus, dass alle daran denken sollen, wenn sie mal ihr eigenes Handy oder den Computer entsorgen wollen. Lieber die Datenspeicher extra zerstören, sonst können sie von anderen ausgelesen werden.
Außerdem bittet Christina darum, „die Komponenten dann zum Recyclinghof zu bringen, wenn Ihr sie nicht mehr haben möchtet. Elektronik ist Sondermüll und gehört nicht in den Hausmüll.“ Da nicken alle, wir hatten ja das Thema Recycling schon im letzten Jahr…
Jetzt noch zum Abschluss die Präsentation. „Was habt Ihr über eure Komponenten herausgefunden?“, fragt Markus Leuschner.
Eine ganz Menge, wie sich rausstellt. Ich habe tatsächlich noch viel dazu gelernt heute und freue mich schon auf die nächste Woche, dann beschäftigen wir uns mit Computersprache.
Claudia Sobich ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und für die Wissenschaftskommunikation im SFB 1232 zuständig.
Bildquellen
- Wie stellt Ihr Euch einen Computer von innen vor?: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Christina Plump beantwortet alle Fragen zu den Computerkomponenten: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Blick in das Innere des PCs: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Konzentriertes Arbeiten: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Fette Beute ;): SFB 1232 / Claudia Sobich
- Vortragen der Rechercheergebnisse: SFB 1232 / Claudia Sobich
- Claudia Sobich: SFB 1232 / Maria Hilken
- Die einen schrauben, die anderen recherchieren: SFB 1232 / Claudia Sobich