Frühlingsahnen

„Am Grunde des Herzens eines jeden Winters liegt ein Frühlingsahnen“: So formulierte es der Philosoph Khalil Gibran vor ungefähr 100 Jahren. Dieses Frühlingsahnen befindet sich auch in einigen Blumenzwiebeln und daher werden wir sie heute genauer unter die Lupe nehmen.

Heute ist auch unsere letzte Stunde mit den Lehramtsstudentinnen in Biologie Olga und Wencke und wir besuchen sie dafür im Labor an der Universität. Wie immer hat Olga eine kleine Geschichte mitgebracht: Sie hat auf dem Markt Blumenzwiebeln gekauft, Tulpen, genauer gesagt. Sie sind, zusammen mit Krokussen, Narzissen und Hyazinthen, die ersten Frühlingsblüher. Von ihrer Blumenverkäuferin hat sie den Tipp bekommen, die Zwiebeln vor dem ersten Frost in die Erde zu bringen oder sie im Kühlschrank zu lagern. „Warum wohl?“, fragt sie in die Runde, und „wie überstehen die Pflanzen denn überhaupt die Winterkälte?

Auf einem Tisch im Labor hat Olga einige aufgestellt. Die Mädchen lesen sich zunächst sorgsam die Informationen zu den verschiedenen Pflanzen durch und erfahren, dass es immer einzelne Organe einer Pflanze sind, die den Winter überstehen. So ist es beim Bergahorn die Knospe, bei der Sonnenblume der Samen, beim Maiglöckchen der Wurzelstock und bei der Tulpe eben die Zwiebel. Aber wie schaffen sie das und woher wissen die Tulpen, wann es Zeit ist, zu blühen?

Olga hat einige Pflanzen mitgebracht
Olga hat einige Pflanzen mitgebracht

Olga und Wencke teilen für die Mädchen wie gewohnt eine kleine Anleitung aus. Sie sollen sich heute ausschließlich mit der Tulpenzwiebel beschäftigen. Dafür erhalten sie ein Schneidebrett, ein Obstmesser und eine Lupe. Ihre Aufgabe ist es die Zwiebel von der Spitze zur Wurzel längs aufzuschneiden und das innere der Zwiebel sorgfältig zu betrachten. Nachdem die Mädchen dies durchgeführt haben und mit der Lupe jedes Detail der Zwiebel erfasst haben sollen sie eine Zeichnung anfertigen.

Rabea nimmt die Zwiebel unter die Lupe
Rabea nimmt die Zwiebel unter die Lupe

Mit Hilfe von vorbereiteten Infokärtchen benennen die Schülerinnen alle Einzelteile und notieren auch ihre Funktion. Ganz innen befindet sich die Blütenanlage, aus ihr wird einmal eine Tulpe erwachsen. Um diese Blütenanlage herum sind viele einzelne Zwiebelschichten zu erkennen, die Zwiebelschuppen genannt werden. Sie schützen den Keim. Auch wir nutzen gerne das Zwiebelsystem im Winter und ziehen uns mehrere Schichten übereinander an. Manche anderen Blumenzwiebeln können in ihren Zellen auch einen Frostschutz aus Wasser und Zucker herstellen, erzählt Olga noch. Die Zwiebel der Tulpe auf jeden Fall, braucht die Kälte und den Frost für ihre biologische Uhr: Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Erde wärmen, weiß sie, dass sie den Kopf aus dem Boden stecken und loslegen kann.

Aber nun genug der Wissenschaft, jetzt wird gebastelt.

Die Papierhüte sind zugeschnitten
Die Papierhüte sind zugeschnitten

Die Mädchen sollen eine Hyazinthenhydrokultur anlegen. Dafür bedarf es gar nicht so vieler Sachen. Wir benötigen dazu ein, wie eine 8 geformtes, Glas, eine Blumenzwiebel, Wasser und ein Hütchen. Und genau mit diesem Hütchen fangen wir an. Blumenzwiebeln mögen es dunkel, nur dann bilden sie Wurzeln. Wir benötigen also eine lichtdurchlässige Abdeckung. Dafür nehmen die Mädchen ein kreisrundes Stück Pappe und schneiden zum Mittelpunkt hin ein kleines Dreieck aus. Jetzt kann das Hütchen gestaltet werden: Mit Bunt- und Filzstiften schreiben und malen die Mädchen fröhlich los. Sie sind sehr kreativ und erschaffen in kürzester wirklich schöne Zeichnungen und Schriftzüge. Nachdem alle fertig sind folgt der letzte Schritt, damit das Hütchen seine eigentliche Form erhält. Die Schülerinnen schieben die zwei Schnittflächen hintereinander und verkleben sie. Sie sehen eine wenig aus wie die traditionellen Hüte, die man aus China oder Vietnam kennt.

Ein verzierter Hut für die Hyazinthe im Schlaf
Ein verzierter Hut für die Hyazinthe im Schlaf

Nun müssen wir aber noch die Pflanze vorbereiten. Dazu muss zunächst das Glas gut ausgespült werden, damit kein Staub und keine Bakterien zurück bleiben. Nachdem das Glas von außen gut abgetrocknet ist, füllen wir dieses mit frischem Wasser bis zu der Stelle, an der das Glas am schmalsten ist. Der Abstand zwischen dem Wasser und der Zwiebel, die wir als nächstes in das Glas legen, soll ca. 1 cm aufweisen. Wichtig ist natürlich, dass die Zwiebel mit dem Wurzelansatz nach unten in das Glas gelegt wird. So, nun den Hut auf dem Glas platzieren und fertig ist unsere Hydrokultur. Die Pflanze wird nun einige Wochen benötigen, um Wurzeln zu bilden und die eigentliche Pflanze auszutreiben. Bis dahin braucht sie einen kühlen und dunklen Ort. Und einige Wochen später können die Schülerinnen dann sehen, welche Farbe ihre Hyazinthe hat.

Bis dahin wünschen wir schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2019, in dem wir dann gemeinsam aus Altmetall Bote bauen und ein kleines Rennen fahren werden.

Bildquellen

  • Die heutige Forschungsfrage: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Olga hat einige Pflanzen mitgebracht: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Rabea nimmt die Zwiebel unter die Lupe: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Die Papierhüte sind zugeschnitten: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Ein verzierter Hut für die Hyazinthe im Schlaf: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Psst! Nicht stören – ich schlafe noch….: SFB 1232 / Claudia Sobich
  • Claudia Sobich: SFB 1232 / Maria Hilken
  • Die Schneerose blüht manchmal schon im Winter: SFB 1232 / Claudia Sobich

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